's Heftpflaster

    's Heftpflaster 02/23

    Top Thema, Gesundheit

    Tragen Sie Ihren Venen Sorge

    Arbeiten sie zuverlässig, bekommen sie kaum Beachtung. Erste Anzeichen einer Erkrankung werden eher verdrängt und unter langen Beinkleidern versteckt. Dr. med. Christian Hafner von der Venenklinik Bellevue erklärt, was gesunde Venen leisten und was passiert, wenn sie erkranken.

    Interview Claudia Philippek, leitende Apothekerin

    Was sind Venen und was ist ihre Aufgabe?

    Venen gehören wie Arterien zu unserem Blutkreislaufsystem. Arterien transportieren sauerstoffreiches Blut zu den Organen. Danach wird das sauerstoffarme Blut wie in einem Flussdelta in den Venen gesammelt und zurück zum Herzen geführt. Der Transport in den Beinvenen wird durch spezielle Klappen ermöglicht, die wie Schleusen verhindern, dass das Blut zurückfliessen und sich in 
    den Beinen stauen kann. Richtung Herz werden die Klappen seltener. 

    Man kann das Venensystem aufgrund seiner Anatomie in drei verschiedene Bereiche aufteilen: Das tiefe Venensystem (1) unterhalb der Faszien wird über die Perforansvenen (2) mit dem epifaszialen System (3), also den oberflächlichen Venen, verbunden.

    Welche Venenerkrankungen gibt es und was sind Früherkennungssymptome?

    Besenreiser und retikuläre Varizen sind primär ein ästhetisches Problem und stellen keinen Krankheitswert dar, während Krampfadern/Varizen behandlungsbedürftige Venenerkrankungen sind. Ihnen zugrunde liegt, dass die Venenklappen in den Stammvenen, namentlich der V. saphena magna und der V. saphena parva, nicht mehr richtig schliessen. Das Blut wird in der Folge nicht mehr zurücktransportiert und staut sich in den Beinen. 

    Treten zunehmend Astvarizen in Kombination mit Schweregefühl in den Beinen und vermehrter Juckreiz auf, sind dies Anzeichen schwacher Venen. Hautverfärbungen in der Knöchelregion deuten auf eine bereits fortgeschrittene Venenerkrankung hin.

    Wird eine solche Symptomhäufung festgestellt, ist eine Untersuchung durch einen Venenspezialisten 
    ratsam.

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    Wie werden kranke Venen behandelt?

    Entscheidend ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und viel Bewegung – einerseits zur Prävention der Erkrankung, andererseits lindert es die Symptome, die durch kranke Venen hervorgerufen werden. Zusätzliche Erleichterung können Wechselduschen (kalt-warm) verschaffen. Was am besten hilft, ist für jeden Menschen individuell und muss ausprobiert werden.

    Werden im Ultraschall Venenabschnitte festgestellt, die nicht mehr richtig funktionieren, können diese operativ entfernt oder verödet werden. Welche Methode wir wählen, hängt von den Betroffenen und dem individuellen Krankheitsbild ab. In der Venenklinik setzen wir uns dafür ein, dass solche Eingriffe aufgrund grösstmöglicher Sorgfalt bei der Planung und Durchführung nachhaltig sind und die Beschwerden am selben Ort möglichst nicht wieder auftauchen.  

    Was sind die Risiken, wenn Venenleiden unbehandelt bleiben? 

    Je länger ein Venenleiden unbehandelt bleibt, desto stärker können sich die Varizen ausbilden. Aufgrund des erhöhten Druckes kann es zur Blutung aus einer Krampfader, einer sogenannten Varizenblutung, kommen. Durch die permanente Stauung wird zudem der Sauerstoffaustausch im 
    Gewebe beeinträchtigt und ein Unterschenkelgeschwür kann entstehen.

    Aufgrund des verlangsamten Blutflusses in den erkrankten Venen können Thrombosen entstehen. Oberflächliche Thrombosen sind gut behandelbar, doch wird es gefährlich, wenn die Thrombose ins tiefe Venensystem oder sogar ins Lungensystem gelangt. Wer einmal eine Thrombose im tiefen Venensystem hatte, kann in der Folge ein postthrombotischen Syndrom erleiden. Durch die Thromben entstehen narbige Veränderungen in den Venen, die den Blutrückfluss zum Herzen limitieren und somit zu Stauungsproblemen des betroffenen Beines führen können. Deshalb müssen Betroffene lebenslang medizinische Venenkompressionsstrümpfe tragen.

    Zur Person

    Dr. Christian Hafner-1

    Dr. med. Christian Hafner studierte Humanmedizin an den Universitäten Halle-Wittenberg und Heidelberg. Seine Facharztausbildung zum Chirurgen sowie Gefässchirurgen absolvierte er in München. Zusätzlich erlangte er die Zusatzbezeichnungen Phlebologie sowie Endovasculärer Chirurg (D). Zuletzt war er als Oberarzt im Gefässzentrum Starnberger See im Benedictus Krankenhaus Tutzing tätig. Im September 2021 nahm er als Chefarzt Stellvertreter seine Tätigkeit in der Venenklinik Bellevue in Kreuzlingen auf.