's Heftpflaster

    Apotheke

    «Ich habe den schönsten Beruf der Welt»

    Die Krebsliga Schaffhausen bietet seit 1987 die spitalexterne Onkologiepflege an. Dank dieser können Krebsbetroffene die letzte Lebensphase zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung verbringen. Wir haben uns mit Esther Mayer, der Leiterin der SEOP, zum Gespräch getroffen.

    SEOP steht für spitalexterne Onkologiepflege und ist der Palliativdienst der Krebsliga Schaffhausen. Was heisst das genau?

    Wir begleiten und betreuen schwerkranke Menschen, hauptsächlich Krebspatienten, bis zu ihrem Tod im eigenen Zuhause. Zum einen gehört dazu die pflegerische und medizinische Versorgung des Betroffenen, zum anderen bieten wir Entlastung für die Angehörigen und Gespräche an. Da wir ein onkologischer Dienst sind, können sich Betroffene auch direkt nach der Diagnose bei uns melden. Oft sitzt der Schock tief und es braucht zunächst ein Gespräch, um überhaupt zu begreifen, was der Onkologe gesagt hat und was das bedeutet.

    Welche Ausbildung haben Sie und Ihre Kolleginnen, um diese Arbeit zu verrichten?

    Es braucht zunächst eine Grundausbildung als diplomierte Pflegefachfrau HF. Wir alle haben zusätzlich eine höhere Fachausbildung entweder in Onkologie oder in Palliative Care. Das sind 1- bis 2-jährige Zusatzausbildungen.

    Die spitalexterne Onkologiepflege ist ein Rundumangebot für Patienten und ihre Angehörigen. Wie schaffen Sie dieses Pensum mit drei Teilzeitangestellten?

    Indem wir sehr engagierte Mitarbeiterinnen haben, die alle bereit sind, in schwierigen Situationen Mehrzeit zu arbeiten. Auch mein 70 %-Pensum als Leiterin steht eigentlich nur auf dem Papier. Real arbeite ich mindestens 100 %, meistens mehr. Grundsätzlich arbeiten wir von Montag bis Freitag im Zweischichtbetrieb inklusive Nachtpikett. Seit August dieses Jahres haben wir eine neue Teamkollegin mit einem 70 %-Pensum dazugewonnen. Bei meiner Pensionierung im Oktober wird der Tatsache Rechnung getragen, dass die Leitung der SEOP 100 %-igen Einsatz fordert. Das Pensum der SEOP wird also noch dieses Jahr von 190 % auf 290 % erhöht.

    Gibt es weitere Unterstützung, auf die Sie situativ zurückgreifen können?

    Ja, in einem ersten Schritt versuchen wir den Verwandten- und Bekanntenkreis in die Betreuung mit einzubinden. Weitere Entlastungsmöglichkeiten sind der Mahlzeitendienst oder eine Haushalthilfe. Ausserdem arbeiten wir eng mit der Vereinigung zur Begleitung Schwerkranker zusammen. Deren Koordinationsstelle vermittelt uns Freiwillige, die einen Kurs absolviert haben, damit sie während ihres Einsatzes ebenfalls einfache Verrichtungen übernehmen können. Wir unterhalten auch Kontakte zur örtlichen Spitex und Gemeinde- und Spitalseelsorgern, die zum Teil in Palliative Care ausgebildet sind.

    Seit rund zehn Jahren besteht eine Zusammen­ arbeit mit der Volksapotheke Zitronenbaum. Worin besteht diese und wie kam sie zustande?

    Wir beziehen von der Volksapotheke Zitronenbaum alle nötigen Medikamente wie Schmerzmittel, Antibiotika oder Vitamine. Auch für die künstliche Ernährung zu Hause braucht es entsprechende Hilfsmittel, die wir bestellen können. Der Hauslieferdienst sowie das Entsorgen des Abfalls sind kostenlos. Bei neuen Verordnungen des behandelnden Arztes sorgt die Volksapotheke Zitronenbaum für eine rasche Lieferung, meist noch am gleichen Tag. Die Zusammenarbeit kam auf Initiative der Pharmabetriebsassistentin Monika Wieser zustande. Alle Mitarbeitenden der Volksapotheke Zitronenbaum sind sehr engagiert und aus der Zusammenarbeit hat sich inzwischen eine sehr freundschaftliche Partnerschaft entwickelt.

    Palliative Care nimmt an Bedeutung zu. Teilen Sie diese Einschätzung?

    Die Spitallandschaft hat sich auf jeden Fall verändert. Patienten können nicht mehr so lange im Spital bleiben wie früher und werden mit vielen Problemen entlassen. Menschen mit einer unheilbaren Krankheit gibt es immer mehr, weil die Bevölkerung älter wird. Heute wird aber auch offener über eine schwierige Situation gesprochen, und Menschen, die möglichst lange für sich selber sorgen wollen, holen sich eher Hilfe als früher.

    Die SEOP gibt es seit 30 Jahren. Wie hat sich die Arbeit Ihrer Meinung nach in dieser Zeit verändert?

    Das Angebot von damals war vergleichbar mit dem heutigen, jedoch sind die Schweregrade der Erkrankungen komplexer geworden. Früher waren die krebskranken Menschen länger bettlägerig, bevor sie starben. Mit den heutigen Chemo- und Krebsmedikamenten sind die Patienten länger mobil. Wenn diese Medikamente nicht mehr wirken, kippt das körperliche System rapide und das Sterben geht schneller. Das heisst für uns, dass die Begleitung der Schwerkranken kürzer ist. Wir betreuen heute sicher mehr Patienten als früher – jährlich zwischen 90 und 130 Patienten. Die Intensität der Betreuung kann sehr stark variieren. Es ist uns wichtig, den Wunsch der Patienten, zu Hause sterben zu dürfen, zu erfüllen. Die schweizerische Statistik zeigt, dass uns das in Schaffhausen sehr gut gelingt.

    Ihre Arbeit ist schwierig und belastend. Was tun Sie in Ihrem Team, damit die Belastung nicht überhandnimmt?

    Bei ganz schwierigen Situationen können wir eine Supervision in Anspruch nehmen. Innerhalb des Teams haben wir die Abmachung, dass wir uns gegenseitig anrufen, wenn jemand eine Situation nicht mehr aushält. Wir bemühen uns auch aktiv um Ausgleich. Eine Kollegin findet diesen zum Beispiel beim Singen, eine andere treibt Sport, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Ich muss vor allem erzählen können. Aber auch meine Enkel lenken mich von schweren Gedanken ab. Trotzdem begleiten mich die Schicksale in mein Privatleben, das lässt sich nicht vermeiden. Vor allem, wenn sich ein Elternteil mit kleinen Kindern verabschieden muss, geht mir das sehr nah. Auch bei Kindern und Jugendlichen ist es schwieriger, den Tod zu akzeptieren, als bei jemandem, der sein Leben gelebt hat und sagt: «Ich bin froh zu gehen.»

    Ich sage immer: Ich habe den schönsten Beruf der Welt. Trotzdem ist das Abschiednehmen jedes Mal einfach traurig.

    Weitere Informationen zum Angebot der SEOP und der Krebsliga finden Sie unter www.krebsliga-sh.ch

    Home-Care-Angebot

    Das bietet die Volksapotheke Zitronenbaum für die Pflege Schwerkranker zu Hause an:

    • Gut bestücktes Lager mit Pumpen, Nahrung, Medikamenten, Hilfsmitteln und Verbandsmaterialien
    • Kostenloser Hauslieferdienst
    • Kostenlose Entsorgung des anfallenden Abfalls
    • Schnelle Beschaffung von Materialien, die nicht am Lager liegen
    • Kompetente Ansprechpartner mit umfassendem Know-how in spezifischen Fragen
    • Eigene Ernährungsberaterin bei speziellen Ernährungsfragen
    • GESKES-Zertifizierung
    • Direkte Verrechnung mit dem SVK

    Interview: Claudine Saurer

     

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