Was passiert während der Wechseljahre im Körper und wie kann mit der neuen Situation umgegangen werden? Antonia Trennheuser, leitende Apothekerin, tauscht sich mit dem Gynäkologen Dr. med. Claus Platten aus.
Der monatliche Zyklus begleitet Frauen von der ersten Menstruation im Teenageralter bis zur Menopause. Was passiert während der Wechseljahre im Körper der Frau?
Es passieren viele verschiedene Dinge – sowohl körperlich als auch mental. Alles in allem bereitet sich der Körper auf den nächsten Lebensabschnitt vor. Im fein eingestellten Hormonhaushalt kommt es dabei zu Turbulenzen. Dies kann sich verschieden äussern und ist von Frau zu Frau ganz individuell. Beispielsweise kann die Periode ganz plötzlich ausbleiben, oder sie klingt nach und nach ab. Typische Anzeichen sind vaginale Trockenheit, Hitzewallungen, aber auch Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen können zur Symptomatik gehören. Entscheidend für eine Therapie ist aber, wie hoch der Leidensdruck der Frau ist. Ihre subjektive Wahrnehmung bestimmt, ob und was unternommen wird. Je nachdem konzentriert man sich nur auf ein einzelnes Symptom und behandelt dieses gezielt. Kommen mehrere Symptome wie Hitzewallungen oder mentales Unwohlsein zusammen, wird eine umfassendere Behandlung gewählt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
So individuell die Beschwerden und das Empfinden der Frau, so unterschiedlich ist auch die Behandlung. Beispielsweise kann mithilfe pflanzlicher Tees und Salben behandelt werden. Der Lebensstil beeinflusst massgeblich, wie hoch der Leidensdruck wahrgenommen wird. Es ist erwiesen, dass gute körperliche Belastung während rund 40 Minuten zwei- bis dreimal pro Woche perimenopausale Symptome lindern können. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Falls die Frau es wünscht, kann eine Ernährungsberatung sinnvoll sein, da der Körper die Nahrung mit zunehmendem Alter anders verwertet. Auch komplementärmedizinische Behandlungen können in die Therapie miteinbezogen werden. Wie Sie sehen, ist die prämenopausale Beratung sehr komplex. Umso wichtiger ist eine ganzheitliche Beratung. In manchen Fällen hilft eine Hormonersatztherapie. Gerade für Frauen, deren Knochendichte erniedrigt ist oder die eine hormonelle Sterilitätsbehandlung hinter sich haben, lohnt es sich, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Hierfür ist aber zwingend nötig, sich zur Festlegung des Nutzen-Risikoprofils ausführlich von einem Frauenarzt beraten zu lassen.
Gibt es untypische Symptome, bei denen es ratsam ist, einen Gynäkologen aufzusuchen?
Insbesondere bei Zwischen- oder unregelmässigen Blutungen, unklaren Schmerzen, Gebärmutter-Vorerkrankungen in der Familie oder Unregelmässigkeiten beim Brustabtasten – neu aufgetretene Knoten, vor allem nur auf einer Seite – sollten sich Patientinnen von einem Gynäkologen oder einer Gynäkologin untersuchen lassen.
In den Wechseljahren kann eine Entfernung der Gebärmutter zum Thema werden. Wann ist eine solche Operation zu empfehlen?
Früher wurde die Gebärmutter schon fast routinemässig entfernt. Heute braucht es dafür einen triftigen Grund. Starke Blutungen, Myome – also gutartige Wucherungen des Muskelgewebes der Gebärmutterwand – oder sich häufende auffällige Abstriche können Anlässe sein; ebenso Senkungen der Gebärmutter mit Scheiden-/ Darmsenkung. Dies wird heute nach sorgfältiger Auf- und Abklärung vorgenommen, da ein operativer Eingriff und eine Narkose immer mit Risiken verbunden sind.
Obwohl die monatliche Menstruation eine zusätzliche Belastung im Alltag sein kann, so ist sie auch Zeichen des Frauseins. Wie erleben Frauen die Wechseljahre, wenn die Tage ausbleiben?
Frauen gehen sehr individuell mit dem Ausbleiben der Periode um. Einige kommen gut damit klar, sind sogar fast froh. Häufig ist es so, dass zusätzlich weitere einschneidende Veränderungen in diese Lebensphase fallen. Oft ziehen zur selben Zeit die Kinder von zu Hause aus oder das Berufsleben verändert sich, was zusätzlich oder zusammen mit der Menopause einen gewissen Leidensdruck entstehen lassen kann. Dieser ist aber selten so gross, dass wir Patientinnen an einen Psychotherapeuten überweisen. Wir machen die Erfahrung, dass es schon viel hilft, den Leidensdruck anzuerkennen und ihn aktiv anzusprechen. Auch zusätzliche komplementärmedizinische Behandlungen wie TCM oder Craniosacral-Therapie können unterstützend wirken.