Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED), deren Ursache bis heute nicht geklärt ist. Eins ist jedoch sicher: Die Krankheit beschäftigt den Betroffenen sein Leben lang.
Melanie war schon immer ein Bauchwehkind gewesen. Der Leidensweg nahm in der Oberstufe aber eine neue Dimension an. Melanie klagte immer öfter unter diffusen Bauchschmerzen. Nach diversen Hausarztbesuchen, bei denen es keine klare Diagnose gab, erklärte man Melanie und den Eltern, dass es eine Reaktion von Stress sei und dass da- durch gewisse Nahrungsmittel ein- fach nicht vertragen werden. Melanie versuchte, gewisse Lebensmittel aus der Ernährung zu streichen. Die Beschwerden blieben und der Gewichtsverlust nahm seinen Lauf. Sie litt regelmässig unter Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen.
Die Eltern wussten sich nicht mehr zu helfen und suchten Hilfe in einer Klinik für Gastroenterologie. Di- verse Untersuchungen wie Magen- Darm-Spiegelung, Ultraschall, Computer-Tomographie und eine feingewebliche Untersuchung wurden gemacht. Und die Letztere gab dann den entscheidenden Hinweis: Diagnose Morbus Crohn.
Diagnose Morbus Crohn
Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die oft verzögert diagnostiziert wird und he- rausfordernd zu behandeln ist. Bei Morbus Crohn kann der ganze Magen-Darm-Trakt von Mund bis zum After befallen sein, wobei am häufigsten der letzte Teil des Dünndarms und der Dickdarm betroffen sind. Verschiedene Faktoren führen zu Morbus Crohn. Dabei spielen die Gene und abnorme Reaktionen des Immunsystems gegenüber Bakterien und verschiedenen Umwelteinflüssen eine Rolle.
Melanie und ihre Eltern verliessen das Behandlungszimmer und waren auf der einen Seite froh, nun endlich eine Antwort erhalten zu haben. Auf der anderen Seite kam nun ein Gefühl der Hilflosigkeit. Wie geht es nun weiter? Was heisst das im Klartext? Was bedeutet Morbus Crohn für Melanie und ihr Leben? Sie konnte mit der Diagnose zunächst nicht viel anfangen. Sie lernte jedoch schnell, dass dies wohl keine Erkrankung war, die man auf die leichte Schulter nehmen konnte. Stationäre Spitalaufenthalte, ewige Warterei in Wartezimmern und erste Therapieversuche bestimmten den Alltag. Ihre Mutter war immer an Melanies Seite. Sie gab ihr neuen Mut, wenn Melanie ihn wieder mal verloren hatte, setzte sich für sie ein, wenn Antworten ausblieben und erkundigte sich unermüdlich, worum es sich bei Morbus Crohn handelte. Man darf nicht vergessen, dass Melanie inmitten der Pubertät steck- te. Die Zeit, in der andere das Leben unbeschwert kennen lernen: die erste Liebe, die ersten Partys. Für Melanie war alles komplizierter. Sie musste von einem Moment zum nächsten erwachsen werden.
Kein Ende in Sicht
Unzählige Tabletten später war leider keine nennenswerte Besserung ein- getreten und Melanie ging es körperlich zunehmend schlechter. Sie verlor immer mehr an Gewicht, war geschwächt und kraftlos. Ihr Bewegungsradius beschränkte sich vom Zimmer hin zum Badezimmer und zur Couch. Der Arzt hatte eine Ernährungstherapeutin hinzugezogen. Diese erfasste nochmals detailliert die Essgewohnheiten von Melanie und besprach mit ihr diverse Möglichkeiten, wie sie dem Gewichtsverlust entgegenhalten konnte. Wichtig ist in solchen Situationen, weiterhin zu es- sen, was möglich ist, sich also möglichst wenig einzuschränken und die Ernährung mit hochkalorischer, nähr- stoffreicher Trinknahrung zu ergänzen. Wissenschaftlich gibt es bis heute keine Empfehlungen für eine bestimmte Ernährungsform bei Morbus Crohn. Das Ziel ist, einen guten Ernährungszustand beizubehalten oder bei vorhandener Mangelernährung diese zu beheben. Um die Verträglichkeit der Ergänzungsnahrung zu verbessern, empfahl die Ernährungstherapeutin ein spezielles Produkt, in welchem die Hauptnährstoffe bereits “vorverdaut” sind und dadurch besser vom Körper aufgenommen werden können.
Melanie konnte mit Unterstützung der Trinknahrung über eine gewisse Zeit das Gewicht stabil halten. Leider verschlechterte sich der Krankheitszustand im Verlauf aber so stark, dass ein Spitaleintritt und damit verbundene Darmoperation unumgänglich wurden. Der Eingriff verlief nicht optimal, aber nach zwei schmerzhaften Monaten wurde sie mit einem neuen Medikament behandelt, welches sie regelmässig als Infusion bekam. Bereits eine Infusion später waren ihre Schmerzen gelindert und ihr körperliches Wohlbefinden derart verbessert, dass sie an ein medizinisches Wunder glaubte. Von da an konnte Melanie langsam in ihren Alltag zurückfinden. Freunde treffen, am Tisch essen, sich normal von A nach B bewegen. All dies war lange nicht mehr möglich gewesen. Sie schaffte es sogar, eine Ausbildung zu machen.
Die Entscheidung
Nach vier Jahren, die mehr oder weniger schubfrei verliefen, erfolgte eine Medikamentenumstellung. Der Schuss ging nach hinten los: Melanie reagierte allergisch und landete erneut im Krankenhaus. Das Medikament wurde wieder angepasst. Die Werte verbesserten sich langsam.
Mittlerweile hat sich Melanie mit der Krankheit arrangiert. Jedoch sehnt sie sich noch immer nach Normalität. Sie schaffte es, sich aufzuraffen und ihren Ängsten zu stellen. Sie lernte, dass es sinnvoll und bereichernd sein kann, wenn man sich aktiv mit der Erkrankung auseinandersetzt. Ihr wurde bewusst, dass sie letztlich die Verantwortung für ihre Gesundheit trägt und sie entscheidend mitgestalten kann, wie sehr der Morbus Crohn über ihr Leben be- stimmt. Da sind Einschränkungen, die man akzeptieren muss. Aber die Freiheit, nach einem Rückschlag wieder aufzustehen und mit neuer Kraft das Beste aus der Erkrankung zu machen und Chancen wahrzunehmen, liegen immer in der eigenen Hand! Und wenn ein Kapitel abgeschlossen ist, beginnt ein Neues. Dafür sorgt der Morbus Crohn, ein Leben lang.