«Heute ist wieder ein schlechter Tag!» meint Erich und ringt nach Luft. Er zieht die Sauerstoffbrille an, atmet konzentriert und erzählt seine Geschichte.
Wenn ich ehrlich bin, zeigten sich die ersten Anzeichen schon vor über zehn Jahren. Seit der RS habe ich regelmässig und genussvoll meine Zigaretten geraucht, im Schnitt zwei Päckli pro Tag. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, dass das Rauchen mir keinen Schaden anhaben könne. Oder habe ich mich all die Zeit belogen?
Mit meinen beiden Boxerhunden war ich viel in der freien Natur unterwegs. Ich fühlte mich fit. Mit mir wurden auch die Hunde älter: Die Spazierstrecken wurden kürzer, die Pausen länger. Lang genug, um eine Zigarette anzuzünden.
Nach dem Tod der beiden übernahm ich einen jungen Hund aus dem Tierheim. Dieser war quicklebendig und forderte mich heraus. Dieselbe Strecke, die ich immer mit meinen «alten» Hunden gegangen war,
schaffte ich nur mit viel Mühe. Ich dachte, dass ich die Kondition verloren hätte. Doch meine Leistungsfähigkeit nahm weiterhin langsam ab. Ich kam schnell ausser Atem und hustete viel. Nicht nur meine Ausdauer liess erheblich nach, sondern auch das Treppensteigen wurde schwieriger und ich konnte die schweren Einkaufstaschen kaum mehr tragen.
Die Spaziergänge mit Trixi, meinem Hund, musste ich einstellen. Mit dem Auto fuhr ich zum Parkplatz am Waldrand und liess sie dort frei umherrennen. Sie liebte es, einem Stöckli hinterherzujagen, um es mir danach vor die Füsse zu legen. Selbst das Stöckli aufheben, wurde zur Herausforderung. Immer öfter überfiel mich eine extreme Luftnot und ich musste mich hinsetzen. Zusehends isolierte ich mich. Auf meinen allmorgendlichen Stopp in der Bar im Ort, wo ich jeweils einen Espresso nippte und genüsslich eine Zigarette rauchte und dabei das Neuste erfuhr, verzichtete ich.
Zugegeben, ich habe immer mit Genuss gegessen, aber nie selber gekocht. Das Essen bereitete mir immer mehr Mühe. Das Kauen strengte mich an. Ich verlor an Gewicht und meine Kräfte schwanden. Und dann kam diese Erkältung. Es überfiel mich eine extreme Luftnot. Mir war schwindelig und ich konnte nur noch sitzen. Zum Glück erkannte meine Nachbarin den Ernst der Lage und fuhr mich zu meinem Arzt. Dieser überwies mich ins Spital. Zehn Tage lag ich auf der Intensivstation und musste beatmet werden. Von der Idee, im Spital zu bleiben, war ich überhaupt nicht begeistert und sträubte mich dagegen, obwohl es mir miserabel ging. Der Chefarzt sagte mir, dass ich COPD habe. Aber was dies bedeutet, das habe ich nicht erfahren.