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    Hand aufs Herz

    In der Schweiz ist der Bluthochdruck längst eine Volkskrankheit. Dr. med. Cornelia Joha gibt im Gespräch wertvolle Tipps, um das Risiko einer Herzkreislauferkrankung tief zu halten.

    Welche konkreten Frühwarnzeichen deuten auf eine Herzkreislauferkrankung hin?

    Das grosse Problem an Herzkreislauferkrankungen ist, dass es oftmals keine konkreten Frühwarnzeichen gibt. Zwar ist ein erhöhter Blutdruck ein Indiz für eine Herzkreislauferkrankung – leider macht sich ein
    solcher aber nur mit unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Sturm im Kopf, Unwohlsein, Hitzegefühl oder verschwommenem Sehen bemerkbar. Somit schädigt ein erhöhter Blutdruck leise und stetig das Herz, oftmals ohne überhaupt bemerkt zu werden. In der Schweiz leiden rund 25 % aller Erwachsenen unter Bluthochdruck. Nur rund ein Drittel davon weiss von ihrer Erkrankung, während gut eine Million Schweizerinnen und Schweizer nichts davon merkt.

    Es gibt auch akute Symptome. Dazu zählen neu auftretende Atemnot und Druck auf der Brust. Auch Atemnot in der Nacht oder beim flachen Liegen können auf Bluthochdruck hinweisen. Unter Druck auf der Brust ist nicht nur ein zentraler Schmerz hinter dem Brustbein zu verstehen. Auch Oberbauchbeschwerden oder Schmerzen zwischen den Schulterblättern zählen dazu. Solche Symptome können allerdings auch harmlose Ursachen haben. Wichtig ist, dass man bei Beschwerden die Hausärztin oder den Hausarzt aufsucht und die Symptome bespricht.


    In der Volksapotheke Schaffhausen bieten wir unseren Kundinnen und Kunden Blutdruck- und Cholesterinmessungen an. Ab welchem Alter sollte man sich regemässig testen lassen?

    In der Schweiz gibt es für Check-ups klare Empfehlungen. Ab dem 18. Lebensjahr sollte man einmal im Jahr den Blutdruck messen, da der Bluthochdruck der wichtigste Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen in unserer Gesellschaft ist. Das kann zuhause mit dem Blutdruckmessgerät der Eltern, in der Apotheke oder auch beim Hausarzt stattfinden. Wichtig ist, dass man in einer Ruhesituation und in der richtigen Position misst: mit beiden Füssen auf dem Boden, in einer aufrechten Sitzhaltung und auf dem nackten Oberarm nach gut fünf Minuten Erholung. Werte über 140 für den oberen und über 90 für den unteren Blutdruck gelten als problematisch. Frühzeitig erkannt, lässt sich der Bluthochdruck sehr gut behandeln und es kommt zu deutlich weniger Herzkreislauferkrankungen.
    Eine Cholesterinmessung ist bei Männern ab dem 40. Lebensjahr und bei Frauen ab dem 50. Lebensjahr sinnvoll. Personen, die unter einem oder mehreren Risikofaktoren für eine Herzkreislauferkrankung leiden, sollten ihren Cholesterinspiegel eher noch früher messen. Je länger die Zeitspanne, in welcher der Cholesterinwert zu hoch ist, desto mehr Schaden nehmen die Gefässe. Frühzeitige Cholesterinmessungen stellen daher eine wichtige Präventionsmassnahme dar.

    Zur Person & Praxis

    Dr. med. Cornelia Joha ist ärztliche Leiterin der Kardiologie Posthof in Neuhausen der Spitäler Schaffhausen und der Herzklinik Hirslanden Zürich. Die gebürtige Stuttgarterin lebt seit 2007 in der Schweiz und absolvierte hier ihre fachärztliche Ausbildung zur Internistin und zur Kardiologin.

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    Sie sprechen Risikofaktoren an. Was sind typische Risikofaktoren, die zu einer Herzkreislauferkrankung beitragen können?

    Es ist wichtig, zwischen beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Risikofaktoren zu unterscheiden. Zu den nicht beeinflussbaren Faktoren gehören genetische Faktoren. Leider sind Personen häufiger von Herzkreislauferkrankungen betroffen, wenn Eltern oder Geschwister ebenfalls davon betroffen sind. Aber auch das Alter oder eine schwere Niereninsuffizienz sind nicht beeinflussbare Faktoren, die eine Herzkreislauferkrankung begünstigen.

    Vielen Risikofaktoren kann man hingegen mit einer gesunden Lebensweise vorbeugen. Bereits leichte körperliche Betätigung von 20 Minuten täglich wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus: Da reicht es beispielsweise schon, im Alltag vermehrt das Velo zu nehmen, eine Busstation früher auszusteigen oder die Treppe statt des Lifts zu nehmen. Zu den weiteren beeinflussbaren Risikofaktoren zählen unter anderem: zu hoher Cholesterinwert, Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, ein zu hoher Alkoholkonsum oder das Rauchen.

     

    Sie haben das Thema Bewegung bereits angetönt. Man spricht ja davon, dass 20-45 Minuten moderate Bewegung pro Tag oder 75-150 Minuten intensives Training pro Woche sich positiv auf die Herzgesundheit auswirken. Welche weiteren Präventivmassnahmen gibt es?

    Die meisten Risikofaktoren sind beeinflussbar. Rauchen ist zum Beispiel ein schwerwiegender Risikofaktor. Nach einem Rauchstopp sinkt das Risiko einer Herzkreislauferkrankung mit fortlaufender Dauer. Jedes Jahr ohne Rauchen wirkt sich positiv aus. Darüber hinaus lässt sich mit einer gesunden Ernährung viel erreichen: Dazu zählen insbesondere ein reduzierter Fleischkonsum, mediterrane Kost mit viel Gemüse, Vollkornprodukte und wenig Zucker. Früchte sind gesund, allerdings haben sie einen hohen Zuckergehalt. Wer es zudem schafft, öfters auf verarbeitete Lebensmittel wie Wurst, Käse und Fertigprodukte zu verzichten und dafür häufiger frisch kocht, tut seiner Herzgesundheit einen Gefallen. Kleine Portionen an Nüssen liefern dem Körper wertvolle ungesättigte Fettsäuren und Mineralien. Und was oft vergessen geht: Der durchschnittliche Konsum an Salz in der Schweiz liegt mit neun Gramm pro Tag deutlich über der empfohlenen Menge von sechs Gramm pro Tag. Entsprechend ist der Salzkonsum ein grosser Hebel für die Herzgesundheit.


    Was kann man sonst noch tun, um seine Herzgesundheit zu fördern?

    Der erste Schritt ist, sich den eigenen Lebensstil bewusst zu machen: Was esse ich? Bewege ich mich genug? Schlafe ich genug? Aufgrund dessen kann jeder und jede für sich entscheiden, wo er oder sie den Hebel ansetzen kann: ob durch eine gesündere Ernährung, durch mehr sportliche Betätigung oder Verzicht auf Genussmittel wie Zigaretten oder Alkohol. Wichtig: Bereits kleine Dinge, wie das Weglassen von Süssgetränken, etwas mehr Bewegung oder ein Glas Wein weniger, können grosse Unterschiede ausmachen.

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    Bei Fragen rund um Ihre Gesundheit sind die Mitarbeitenden der Volksapotheke Ihre erste Anlaufstelle – fachkundig, persönlich und diskret.

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