Der Sommer steht an und damit auch die lang- ersehnten Ferien. Doch für einige beginnt diese schöne Auszeit nicht grossartig, denn sie leiden an der Reisekrankheit. Erfahren Sie hier, wie Sie dieser bestmöglich vorbeugen können.
Typische Symptome von Reisekrankheit sind Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, zusätzlich können auch Kopfschmerzen und Durchfall auftreten. Ausgelöst wird die Reisekrankheit durch für den Körper ungewohnte Bewegungsreize, welche auf unser Gleichgewichtsorgan wirken. Dies kann im Auto auf kurvenreichen Strecken, im Flugzeug bei Turbulenzen oder auf dem Schiff bei starkem Seegang vorfallen.
Wie entsteht die Reisekrankheit?
Unser Gleichgewichtsorgan, welches im Innenohr in den drei Bogengängen und den beiden Kammern lokalisiert ist, bekommt widersprüchliche Signale zugesendet. Bogengänge und Kammern sind mit einer Flüssigkeit gefüllt, die bei Bewegung des Kopfes zu fliessen beginnt und Signale über die Enden des Gleichgewichtsnervs ans Gehirn weitergeleitet. Die Bogengänge reagieren auf Drehbewegungen des Kopfes, die beiden Kammern auf horizontale und vertikale Bewegungen. Mit den zusätzlichen Sinneseindrücken der Augen ist das Gehirn überfordert. Denn es ist sich gewohnt, dass Horizont, Fussboden und Tischplatten eine waagrechte Orientierungsachse bilden, während Wände, Masten und Laternen normalerweise senkrecht verlaufen. Dieser visuelle Eindruck mit den Informationen der Sinneszellen des Innenohrs führt nicht wie normalerweise zu einem sinnvollen dreidimensionalen Bild.
Das Gleichgewichtsorgan befindet sich im Innenohr und besteht aus den drei Bogengängen und zwei Kammern.
Liest man beispielsweise in einem Auto ein Buch, meldet das Gleichgewichtsorgan Erschütterungen und Schwankungen, während die Augen uns stillsitzend beim Lesen wahrnehmen. Ein weiteres Beispiel ist das Drehen um die eigene Achse, um dann ruckartig stehen zu bleiben. Durch die sich noch bewegende Flüssigkeit im Gleichgewichtsorgan werden immer noch Signale einer Bewegung gesendet, die Augen senden jedoch Signale, dass man bereits wieder stillsteht. Diese widersprüchlichen Signale führen bei Reisekranken zu Beschwerden wie Erbrechen oder Kopfschmerzen.
Tipps für unterwegs
Besonders häufig leiden Kinder zwischen dem zweiten und zwölften Lebensjahr unter Reiseübelkeit. Meist gewöhnen sich die Betroffenen nach einiger Zeit daran, einige jedoch nicht. Am besten übersteht man die Reise, wenn man vor dem Einsetzen der Übelkeit einschläft. Im Schlaf ist der Gleichgewichtssinn weitgehend ausgeschaltet und die visuellen Ein- drücke fallen ebenfalls weg. Da dies aber nicht immer möglich ist, können auch folgende Dinge versucht werden, um sich die Reise zu erleichtern:
Während der Reise, vor allem im Auto und Bus, sollte man möglichst nicht lesen oder nach unten sehen, sondern besser einen Platz vorne beziehungsweise in der Mitte des Autos wählen, von welchem man einen freien Blick auf die Strasse hat. Dabei immer in Fahrtrichtung schauen und einen Punkt am Horizont fixieren. Auf einem Schiff sollte man sich hingegen möglichst in der Mitte des Schiffes, wo die Schiffsbewegungen am geringsten sind, oder an der frischen Luft aufhalten. Um Übelkeit vorzubeugen, sollte man ausserdem vor und während der Reise darauf achten, leichte und fett- arme Mahlzeiten zu konsumieren. Um die Überreaktion des Magens zu mildern, helfen Kaubewegungen. Dabei können Äpfel oder Karotten sowie Kaugummis ausreichen. Statt sich mit dem Handy oder dem Lesen eines Buches abzulenken, kann man Musik und Hörspielen lauschen. Dies entspannt nicht nur, sondern schwächt die Reisekrankheit durch die starken, zusätzlichen akustischen Signale ab. Für Reisen mit Betroffenen sollte man genügend Reisezeit einplanen, um regelmässige Pausen an der frischen Luft einlegen zu können.
Geeignete Medikamente
Falls diese Massnahmen nicht ausreichen, gibt es verschiedene Medikamente, die helfen können. Die meisten Tabletten und Kapseln sollten bereits 30 – 60 Minuten vor dem Reiseantritt eingenommen werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Wirkstoffhaltige Kaugummis können jedoch auch sofort ab dem Auftreten von Übelkeit für zehn Minuten gekaut werden. Präparate mit Ingwer können auch Kinder ab sechs Jahren einnehmen. Hohe Dosen von Vitamin B6 wirken ebenfalls vorbeugend gegen Erbrechen.
Neben Störungen des Gleichgewichtsorgans kann Übelkeit aber auch durch Stress, Nervosität und Angst ausgelöst werden, häufig in Kombination mit Durchfall. Gegen Durchfall gibt es pflanzliche sowie synthetisierte Wirkstoffe, welche zu einer raschen Linderung der Symptome führen. Ebenfalls empfiehlt es sich, bei Durchfall eine Elektrolytlösung (zum Beispiel Elotrans®) einzunehmen, um den Verlust an Mineralstoffen und Salzen auszugleichen. Kommt es zusätzlich zu Fieber (Temperaturen bei Erwachsenen über 39 °C, bei Kindern ab 38,5 °C), sollte ein Arzt konsultiert werden. Wer unter Flugangst leidet, kann ausserdem einige Wochen vor der Reise Beruhigungsmittel mit Passionsblumenkraut, Hopfen, Orangenblüten und ähnlichen beruhigenden Substanzen einnehmen. Dadurch kann die Nervosität gemildert und die Symptome einer Reisekrankheit abgeschwächt werden.
Optimal vorbereitet in die Sommerferien