Dr. med. Christian Hafner, Stellvertretender Chefarzt der Venenklinik Bellevue, erklärt ihre positive Wirkung in der Schwangerschaft.
Gleich vorneweg: Ich persönlich bin Fan von Venenkompressionsstrümpfen und trage sie jeweils, wenn ich operiere. Versäume ich es einmal, so merke ich den Unterschied sofort und am Abend plagen mich müde Beine.
Zum einen lassen Schwangerschaftshormone die Venen durchlässiger werden, wodurch Wassereinlagerungen – vor allem in der Knöchelregion – entstehen können. Zum anderen nimmt in der Schwangerschaft das Blutvolumen zu. Das Blut wird auch dickflüssiger, was die Fliessgeschwindigkeit reduziert und die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen kann.
Stellen Sie sich vor: Bei gesunden Venen verhält es sich wie beim Rhein. Dieser entspringt in den Schweizer Bergen, fliesst dann zügig durchs Rheintal und klar in den Bodensee. Das ist vergleichbar mit einer gesunden Vene mit herzwärts gerichtetem Blutfluss und normaler Viskosität des Blutes.
Während der Schwangerschaft fliesst das Blut aber eher wie das Flusswasser des Amazonas. Dieses fliesst langsam und führt viel Sediment mit sich. Die Gefahr für Ablagerungen von Blutbestandteilen (Verklumpung der Blutzellen bei reduziertem Blutfluss und erhöhter Viskosität des Blutes) steigt. Während einer Schwangerschaft ist somit das Thromboserisiko erhöht, besonders vor und nach der Geburt.
Zusammengefasst: Sie sehen, die Beschaffenheit der Venenwand sowie die Fliesseigenschaften des Blutes verändern sich während der Schwangerschaft. Deshalb empfehle ich persönlich jeder schwangeren Frau Venenkompressionsstrümpfe zu tragen oder den persönlichen Nutzen zumindest ärztlich abzuklären. Eine solche Abklärung lohnt sich ohnehin. Die Kosten für medizinische Kompressionsstrümpfe werden in der Schwangerschaft von den Krankenkassen übernommen. Sie können vom Arzt zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft verordnet werden.