Herz für Mutter und Kind

Geschrieben von Volksapotheke | 05.05.2022 07:20:25

Foto: Katharina Klemenz, Logez GmbH

Hebammen wie Marie-Louise Lüscher helfen Eltern und Kind, sich im neuen Lebensabschnitt zurechtzufinden. Im Gespräch gewährt sie uns Einblick in ihren Berufsalltag.

Was gehört zum Aufgabenbereich einer Hebamme?

Wir begleiten werdende Mütter und ihre Kinder während der Schwangerschaft, machen Kontrollen und bereiten die Eltern auf die Geburt vor. Auch bei der Geburt und im Wochenbett, also der Zeit nach der Geburt, unterstützen wir die frischgebackenen Eltern. So wie nicht jede Hebamme notwendigerweise die gleichen Dienstleistungen anbietet, suchen auch Mütter und Kinder nicht immer dieselbe Betreuung. Mir ist es wichtig, individuell auf das Mutter-Kind-Duo einzugehen und beide so zu begleiten, wie sie es brauchen.

Welche Probleme stellen sich Ihnen im Berufsalltag?

Die grösste Schwierigkeit ist, dass es zu wenige Hebammen gibt. Dies wird sich noch zuspitzen, wenn Hebammen mit langjähriger Erfahrung in den Ruhestand gehen, gleichzeitig aber zu wenige nachkommen. Eigentlich wäre es am schönsten, den Müttern eine vollumfängliche Begleitung durch die Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett anzubieten. Doch oftmals ist das gar nicht möglich. So begleite ich die Mütter meist erst im Wochenbett. Wer durch eine Hebamme ihrer Wahl betreut werden will, sollte sich bereits ab dem dritten oder vierten Monat darum kümmern.

Sie haben vorhin die Betreuung im Wochenbett erwähnt. Wie begleiten Sie die Mütter und Kinder in dieser Phase?

Heute kommen die frischgebackenen Mütter oft bereits am dritten Tag nach Hause. Vor 30 Jahren blieb man noch eine Woche im Spital. Weil sie früher auf sich gestellt sind, versuche ich, sie gleich am Tag nach ihrer Heimkehr zu besuchen. Denn nach der ersten Nacht zu Hause ohne Unterstützung des Pflegepersonals tauchen in der Regel Fragen und Unsicherheiten auf, häufig zum Thema Stillenund Milcheinschuss. Danach werden Termine nach Absprache und Bedürfnissen von Mutter und Kind gemacht. Mein Ziel ist, dass die Mütter nicht abhängig von mir werden, sondern lernen, langsam in ihre neue Lebenssituation hineinzuwachsen. Sie sollen mehr Vertrauen in die eigene Wahrnehmung gewinnen. So wird es ihnen gelingen, den eigenen Bedürfnissen und denen ihres Kindes gerecht zu

werden.