Rund um das Thema Erkältungen ranken sich viele Mythen. Schon beim Namen beginnen die Missverständnisse. Warum Kälte allein nicht krank macht und warum es besser ist, den Nasenschleim hochzuziehen – wir klären auf.
Das ist nur die halbe Wahrheit. Wer sich in der Erkältungszeit warm anzieht, ist trotzdem klug. Krank machen uns die Erreger, nicht die Temperaturen. Über 200 Erkältungsviren sind aktuell bekannt. Das erklärt auch, warum Kinder und junge Menschen häufiger erkranken, während Erwachsene seltener betroffen sind. Die Körperabwehr muss über viele Jahre hinweg trainiert werden. Am besten funktioniert unser Immunsystem bei einer Körpertemperatur von rund 37 Grad Celsius. Sinkt die Aussentemperatur, versucht der Körper, seine Idealtemperatur aufrechtzuerhalten. Vorrangig werden dabei die lebenswichtigen Organe geschützt. Allerdings verengen sich bei Kälte die «unwichtigeren» Gefässe an der Körperoberfläche und die Durchblutung nimmt ab. Das Immunsystem wird dadurch gebremst, und Viren können leichter durch die Schleimhäute in Nase und Rachen eindringen. Deshalb haben Kinder mit ihrem noch nicht vollständig entwickelten Immunsystem oft eine «Schnudernase».
Wahrscheinlich machen Kinder es intuitiv richtig. Durch das Hochziehen des Schleims gelangt dieser in den Rachen, wird geschluckt und im Magen durch die Magensäure unschädlich gemacht. Beim Schnäuzen, der gesellschaftlich bevorzugten Methode, entsteht ein Unterdruck, der Erreger in die Nebenhöhlen oder bis ins Mittelohr befördern kann, was zu Folgeerkrankungen führen könnte.
Die Natur hat vorgesorgt: In den letzten Wochen der Schwangerschaft werden über die Plazenta Abwehrstoffe der Mutter an das Ungeborene weitergegeben. Dieser sogenannte Nestschutz schützt allerdings nur vor Erregern, mit denen das Immunsystem der Mutter bereits in Kontakt war oder gegen die sie geimpft ist. Deshalb ist es wichtig, den Impfschutz vor oder während der Schwangerschaft zu vervollständigen. Nach der Geburt hält der Nestschutz nur zwei bis drei Monate an.
Viele glauben, dass gelbgrüner Schleim auf Bakterien hindeutet und Antibiotika nötig sind. Das ist jedoch ein Missverständnis. Erkältungen werden in der Regel von Viren verursacht, gegen die Antibiotika wirkungslos und sogar gefährlich sind, da sie Resistenzen fördern können. Der Schleim enthält Abwehrzellen, abgetötete Erreger und abgestorbene Schleimhautzellen. Nur bei einer bakteriellen Superinfektion, die sich meist durch Fieber und starkes Krankheitsgefühl zeigt, kann ein Antibiotikum notwendig sein. Ein Arztbesuch ist dann sinnvoll.
Das hängt von der Nutzung ab. Wer ein Papiertaschentuch mehrmals verwendet, tut nichts hygienisch Besseres als beim Einsatz eines Stofftaschentuchs. Medizinisch gesehen sollte ein Taschentuch – ob aus Stoff oder Papier – nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden.
Absolut! Unsere Hände berühren im Durchschnitt ein Dutzend Mal pro Stunde unser Gesicht. Meist gelangen Erreger über die Schleimhäute der Augen und der Nase in den Körper. Die grösste Ansteckungsgefahr besteht nicht durch Niesen oder Husten in der Nähe, sondern durch Berührungen von Türklinken, Handys, Münzen oder Spielzeug. Daher ist regelmässiges Händewaschen, besonders vor dem Essen und nach dem Nachhausekommen, unerlässlich. Kinder in Kita und Kindergarten können das schwer kontrollieren, was die Ausbreitung von Viren und Bakterien dort begünstigt. Dennoch kann durch gute Händehygiene viel erreicht werden.
Nein. Eine Erkältung wird zwar oft als «grippaler Infekt» bezeichnet, hat aber nichts mit der echten Grippe (Influenza) zu tun. Während Erkältungen meist harmlos verlaufen, kann eine Grippe, die plötzlich auftritt und mit Fieber sowie Muskel- und Gliederschmerzen einhergeht, besonders für Säuglinge, Kinder und ältere Menschen gefährlich werden. Eine Grippeimpfung schützt daher nicht vor Erkältungen.