Natürlich war es Toni aufgefallen, dass er beim Treppensteigen schneller ausser Atmen kam als noch im Frühjahr. Aber den ganzen Sommer über gab es in der Firma so viel zu tun. Sein Chef forderte Überstunden von ihm, meist auch noch samstags. Die ausgedehnten Familienwanderungen an den Wochenenden rückten in weite Ferne. Arbeitsintensive Tage und Bewegungsmangel forderten ihren Tribut: Die Glieder schmerzten und eine tiefe Müdigkeit hielt ihn seit einiger Zeit im Griff.
Gegen Herbstende war die viele Arbeit getan und der normale Alltag konnte Einzug halten. Voller Freude unternahm Toni am ersten freien Wochenende einen Spaziergang durch den bunten Herbstwald hinauf zum Schleitheimer Randenturm. Doch so schön es war, langsam aus dem Nebel aufzusteigen und von der Sonne begrüsst zu werden, beunruhigte ihn, dass er oft stehen bleiben Lange hatte Toni es nicht wahrhaben wollen, doch nun konnte er es nicht mehr ignorieren: Seine Kräfte schwanden zusehends. Das dumpfe, ungute Gefühl in der Magengegend verdichtete sich endgültig zu einem schweren Stein. Die Welt steht Kopf und nach Luft ringen musste. War das alleine der verlorenen Kondition zuzuschreiben?
In der darauffolgenden Woche ging er für eine Kontrolluntersuchung zum Hausarzt. Die ernste Miene des Arztes beim Lungenabhören verriet, dass ihm etwas nicht zu gefallen schien. Er schickte Toni zu einem Termin beim Lungenspezialisten, der verschiedene Untersuchungen durchführte. Auf den Röntgenaufnahmen waren verdächtige Veränderungen zu erkennen, daher musste Toni eine Lungenspiegelung und anschliessend eine Computertomografie über sich ergehen lassen. Die vielen Untersuchungen belasteten Toni und seine Frau Bettina. Schliesslich bewahrheitete sich, was sie bereits vermutet, aber nicht auszusprechen gewagt hatten: Bei Toni wurde Lungenkrebs diagnostiziert. Was nun? Hatte er noch eine Chance auf Heilung?
Wie Toni behandelt werden soll, wurde von einem Tumorboard entschieden. Ein Tumorboard bezeichnet die regelmässig stattfindenden Besprechungen unter jenen Fachspezialisten, die an der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen beteiligt sind. Zu dieser Expertenrunde gehören zum Beispiel die Disziplinen Onkologie, Chirurgie, Strahlentherapie, Radiologie und Pathologie. Je nach Krebsart kommen weitere Disziplinen dazu. Jeder Krankheitsfall unserer Patienten wird mindestens
einmal in einem Tumorboard besprochen.
Toni kehrte mit einer mehrseitigen Terminagenda nach Hause. Die Behandlungsodyssee setzte ihm zu, weshalb er zusehends schlechtere Laune hatte. Für Bettina war es schwer, mit ihm über seine Erkrankung zu sprechen. Er wich ihr aus oder wurde sogar wütend, wenn sie Fragen dazu stellte. Bettina weinte viel, denn sie wusste, wie es um ihren Mann stand. Auf endlose Sitzungen von Chemotherapie und Bestrahlung würde schliesslich eine Operation zur vollständigen Entfernung des Tumors folgen. Weil Toni genervt reagierte, wenn Bettina weinte, tat sie es, wenn er ausser Haus war. Sie fühlte sich so hilflos und leer. Wie konnte sie ihren Mann nur unterstützen?
Beim Friseur blätterte sie freudlos in einem Magazin und stutze schliesslich, als sie eine Anzeige entdeckte. Welchen Einfluss hatte die Ernährung auf Tonis Erkrankung? Zu Hause klappte sie das Notebook auf und recherchierte, wobei sie auf interessante Beiträge, Buchempfehlungen und einige Tipps stiess. Dass eine Krebserkrankung alles auf den Kopf stellte, dem konnte sie nur beipflichten. Doch sie wollte diese Zäsur nun im positiven Sinne als Anlass nutzen, das bisherige Verhalten auf den Prüfstand zu stellen. Gewohnheiten sollten verändert und der Speiseplan kritisch überdacht werden. Ein Satz hatte sich in ihrem Kopf eingebrannt: Ein guter Ernährungszustand konnte sich während des Therapieverlaufs positiv auf die Lebensqualität auswirken.
Sie stürzte sich in die Recherche, kaufte ein, kochte und tischte auf. Toni machte mit, ohne zu murren und ohne Einwände. Er lobte und bedankte sich für die frische, abwechslungsreiche Küche. Bettina wusste aber auch, dass sich Tonis Essverhalten bald durch die Therapien verändern würde. Und so bot sie ihm vermehrt Smoothies oder Shakes an. Fleisch strich Toni selber vom Menüplan. Schon rein der Anblick und der Geruch ekelten ihn. Dass das nicht aussergewöhnlich war, wusste er von der Ernährungsberaterin, die ihn regelmässig besuchte, wenn er seine Infusionen bekam. Dennoch war es
wichtig, dass Toni genügend Protein zu sich nahm. Eine ständige Übelkeit und Geruchsempfindlichkeit schränkten Tonis Möglichkeiten massiv ein. Es kam, wie es kommen musste: Bei der Blutuntersuchung zwei Wochen später zeigt sich, dass Tonis Eiweisswert zu tief war. Am Ende ihrer Weisheit angelangt, rief Bettina die Ernährungsberaterin an und bat um Rat.
Diese empfahl ihnen, Smoothies und Shakes mit einem Pulver aus hochwertigem Molkenprotein, verschiedenen pflanzlichen Fettquellen, Kohlenhydraten sowie allen notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen anzureichern. Hellhörig wurde Bettina, als sie erfuhr, dass es von diesem Pulver auch eine vegane Variante gab. Dankbar für den Rat der Ernährungsberaterin schöpfte Bettina wieder frischen Mut. «Und denken Sie daran», ermutigte sie die Ernährungsberaterin, «Wenn Tonis Speicher voll mit wichtigen Nährstoffen sind, wird er mehr Kraft für die Therapie haben. Und die wird er weiterhin im Kampf gegen den Krebs brauchen.»