«Die Schweiz hat drei Kilo mehr auf den Rippen», so konnte man unlängst in den Medien hören und lesen. Verändertes Essverhalten, Homeoffice und ein ungewöhnlicher Bewegungsradius sollen die Hauptgründe dafür sein. Ein Jahr zuvor titelte die Tagespresse: «Leere Supermarktregale wegen Coronavirus?» Niemand wusste, was auf uns zukommen würde, was die Pandemie mit sich bringt und welche Einschränkungen wir hinnehmen müssen.
Für viele Menschen ist die Gewichtskontrolle ein stetiger Begleiter im Alltag und gleichzeitig ein Thema, das man gerne abhaken möchte. Auch schon vor der Pandemie. Die in Diäten geforderte Entbehrung lassen es zu einem gefühlten Kampf mit dem eigenen Kopf und den Kalorien werden. Jede übergewichtige Person weiss, dass da eine Baustelle brach liegt.
So auch Silvia. Sie ist Mutter zweier erwachsener Kinder und aktuell inmitten der Wechseljahre. Seit der Geburt der Kinder hat sie stetig an Gewicht zugenommen. Jedes Jahr ein Kilo mehr. Und nun reicht es ihr. Die Kleider zwicken, sind unbequem und schränken ein. Dazu kommen die Schmerzen in den Fussgelenken und seit Kurzem verspürt sie Rückenschmerzen, die sie bisher nicht kannte. Langes Stehen geht fast nicht mehr, immer hält sie Ausschau nach einer Sitzgelegenheit.
Silvia ist Leiterin der Bewohneradministration im örtlichen Alterszentrum. Aktuell erfolgt eine Umstrukturierung und diese fordert sie heraus. Die vielen Sitzungstermine und stundenlangen Diskussionen sind nervenraubend und fordernd. Da fällt es schwer, den Verführungen durch die Süssgetränke oder Kaffee und Kuchen, die von den guten Feen des Hauses immer zuverlässig im Sitzungszimmer platziert werden, zu widerstehen.
Heute Morgen hat sich Silvia ein Herz gefasst und die Personenwaage unter dem Waschbecken im Badezimmer hervorgeholt. Ironisch lächelt sie. Ihr kommt ein Witz in den Sinn, den ihr eine Kollegin vor Jahren erzählt hat. Mit der Personenwaage ist sie schneller von null auf hundert als ein Ferrari. Heute bleibt ihr das Lachen im Hals stecken. So kann es nicht weiter gehen! Vor fünf Jahren hatte sie sich für eine Diät entschieden, bei der jedem Lebensmittel eine bestimmte Anzahl Punkte zugeschrieben wird. Die täglich erlaubte Punktezahl darf dabei nicht überschritten werden. Anfänglich purzelten die Kilos, doch schon bald fiel ihr die Enthaltsamkeit schwerer und die «erlaubten» Ausnahmen wurden häufiger. Zudem drehten sich ihre Gedanken den ganzen Tag um das Errechnen der Punkte. Ein ganzes Jahr hielt sie durch. Danach kam der JoJo-Effekt. Die ganzen verlorenen Kilos und ein paar mehr waren schnell wieder drauf.
Nein, das wollte sie nicht noch einmal erleben. Im tiefsten Innern wusste sie genau, was ihr helfen könnte. Die Portionen halbieren, bewusster essen, mehr Bewegung und den Verzicht auf das Abendessen – keine extreme Diät, sondern eine langfristige Änderung ihrer Ernährung. Dieser Rat hat ihr in jungen Jahren bereits ihre Grossmutter gegeben. Bei ihr hatte es damals funktioniert.