Die Ursachen von Verdauungsproblemen sind vielfältig und je nach Symptomen schränken sie den Betroffenen stark ein. Klingen die Beschwerden für längere Zeit nicht ab, sollten sie ärztlich abgeklärt werden.
«War das lecker! Dein Essen haben wir sehr vermisst.» Erika strahlt vor Freude ab dem Kompliment ihrer Gäste, die sie endlich wieder bekochen kann. Für Erika war die Zeit ohne geselliges Beisammensein aufgrund der Pandemie-Massnahmen nicht einfach. Später, es war ein gelungener Abend und die Gäste haben sich nach dem gemütlichen Zusammen- sein verabschiedet, muss Erika eine Pause beim Abwasch einlegen und sich hinlegen. Da sind diese Blähungen wieder! Schon seit Kindheit leidet Erika unter Blähungen. Mal sind sie schwach, aber dann wieder sehr stark. Manchmal gesellt sich auch Durchfall dazu. Ärztlich abgeklärt hat sie ihr Problem noch nie, das fände sie dann doch übertrieben. Doch als der Leidensdruck immer grösser wird, ringt sie sich schliesslich durch und vereinbart einen Termin bei der Hausärztin.
Erika ist mit ihren Beschwerden nicht allein, etwa 20-30% der Durchschnittsbevölkerung klagt über Blähungen, in der Fachsprache abdominelle Distension genannt. Hervorgerufen werden diese durch eine Vielzahl von Erkrankungen oder Medikamenten, mit bis zu 96% betrifft dies sehr häufig der Reizdarm. Auch das Verschlucken von Luft – dies passiert bei zu schnellem Essen oder Trinken, Einnahme von kohlensäurehaltigen Getränken, Nikotin- oder Kaugummikonsum oder bei Atemproblemen oder psychosomatischen Erkrankungen – kann zu Blähungen führen. Das intestinale Gas entsteht insbesondere bei der Vergärung des Darminhaltes durch Bakterien, wobei gerade nicht absorbierbare, beziehungsweise nicht gespaltene Kohlenhydrate wie Laktose eine häufige Ursache dafür sind. Menschen mit Reizdarm nehmen aufgrund ihrer Überempfindlichkeit das intestinale Gas zusätzlich verstärkt wahr.
Unsichtbar für unser Auge, jedoch von enormer Tragweite für unser körperliches und seelisches Befinden: das Mikrobiom. Hinter dem Begriff verstecken sich die unzähligen Mikroorganismen und Bakterien, die unseren Darm, das heisst vor allem den Dickdarm besiedeln. Neben der Unterstützung der Verdauung liegt die primäre Aufgabe des Mikrobioms in der Abwehr von Krankheitserregern, umso wichtiger also, dass es gesund ist. In den letzten Jahren stand das intestinale Mikrobiom zunehmend im Fokus der aktuellen Forschung. Denn ein Ungleichgewicht des Mikrobioms wird heute mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht, beispielsweise mit Adipositas, Asthma, Autoimmunerkrankungen oder einem Kolonkarzinom. Mit folgenden Möglichkeiten können Sie Ihr Mikrobiom positiv beeinflussen: Stellen Sie auf eine möglichst vielfältige, gesunde Ernährung um. Kochen Sie im mediterranen Stil basierend auf viel Gemüse, Salat, Früchten, Nüssen, pflanzlichen Ölen (Oliven-, Rapsöl) und wenig Zucker. Konsumieren Sie fermentierte Milchprodukte (Jogurt, Kefir) und vermeiden Sie Überernährung. Dazu sollten Sie regelmässig körperlichen Aktivitäten nachgehen.Ebenso spielt das Mikrobiom, wie wir schon wissen, eine beträchtliche Rolle bei Blähungen, denn die Bakterien vergären nicht gespaltene Kohlenhydrate und produzieren dabei Gase.
-Bauchschmerzen
-Blut oder Eiter im Stuhl
-Fieber
-Chronischer und/oder nächtlicher Durchfall
-Gewichtsverlust
-Blut im Stuhl
-Erbrechen
-Gespannter/geschwollener Bauch
-Gewichtsverlust
Wer unter Blähungen leidet, sollte versuchen, weniger Luft zu schlucken, also langsamer zu essen, auf Rauchen und Kaugummis zu verzichten, genügend kohlensäurearme Getränke zu trinken und sich regelmässig zu bewegen.
Lindernd wirken folgende Phytopharmaka (= Arzneimittel, deren Wir- kung aus Pflanzen, beziehungsweise Pflanzenteilen hergestellt wird)
• Pfefferminz (vor allem die Öle) • Ingwer
• Kardamom
• Kümmel
• Löwenzahn
• Wickel/Kompressen (mit Pfefferminzöl / mit Lavendel / mit Kamille)
Es gibt verschiedene Medikamente, welche bei Blähungen erfolgreich ein- gesetzt werden. Bei Therapieresistenz können alternative Mind-Body-Therapien wie beispielsweise Biofeedback oder auch Hypnose helfen. Kommen die Blähungen aber aufgrund einer Nahrungsmittelintoleranz, sollten entsprechende Nahrungsmittel je nach individueller Verträglichkeit nur in kleinen Mengen gegessen werden. So unmöglich das auf den ersten Blick erscheint, so schwierig ist das gar nicht. Beispiels- weise gibt es für Milchprodukte, die in unserer Küche relativ häufig verwendet werden, zahlreiche laktosefreie Alternativen.
Beim Reizdarmsyndrom hat sich die Reduktion FODMAP-haltiger Lebensmittel etabliert, wodurch in über 80 % der Fälle eine Verbesserung der Symptomatik erzielt werden kann.
Erika hat Glück. Die Hausärztin findet keine ernsthafte Erkrankung, jedoch zeigt ein H2-Atemtest eine Laktoseintoleranz. Sie wird an eine Ernährungsberaterin überwiesen, die ihr das theoretische und praktische Wissen rund um Laktoseintoleranz vermittelt und wertvolle Tipps zur Ernährungsumstellung abgibt. Schon bald merkt Erika, dass die laktosearme Ernährung ihr Linderung ver- schafft und die Blähungen ausbleiben. Voller Freude plant sie ihre nächste Einladung.
Bei Verdauungsproblemen, Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten und vielen anderen Indikationen ist die ärztliche Überweisung an eine anerkannte Ernährungsberatung sinnvoll. Die Ernährungsberaterin geht individuell auf die Person und deren Ernährungsgewohnheiten ein und vermittelt das notwendige theoretische und praktische Wissen rund um die entsprechende Ernährungstherapie. Die Kosten werden aus der Grundversicherung der Krankenkasse übernommen.