Die mittlere Lebenserwartung in der Schweiz hat sich in den letzten 100 Jahren nahezu verdoppelt. Und diese Entwicklung wird noch weitergehen. Dies stellt uns nicht nur als Gesellschaft, sondern auch als Individuen vor ganz neue Herausforderungen.
Prognosen zufolge wird bereits 2030 etwa ein Drittel der Schweizer Bevölkerung älter als 60 Jahre sein. Die über 80-Jährigen stellen dabei die am stärksten wachsende Gruppe dar. 2050 wird es im Vergleich zu heute fast dreimal so viele Menschen in dieser Altersgruppe geben.
Vor allem eine bessere und schnellere medizinische Versorgung hat zu dieser Lebensverlängerung beigetragen. Ob und wie wir die für uns aus genetischer Sicht vorgesehene Lebensspanne erreichen, hängt aber auch stark von unserer persönlichen Lebensführung ab.
Die Pille gegen das Altern gibt es leider nicht und sie wird wohl in absehbarer Zeit auch nicht entwickelt werden. Es ist also wichtig, unseren Körper möglichst keinen schädigenden Einflüssen wie beispielsweise Alkohol, Tabakkonsum oder übermässiger Sonneneinstrahlung auszusetzen. Ebenso wichtig sind eine gesunde und ausgewogene Ernährung, regelmässiges Trinken sowie Regenerationsphasen durch ausreichend Bewegung und genügend Schlaf.
Dennoch werden uns voraussichtlich chronische Krankheiten, deren Symptome sich erst im fortgeschrittenen Alter zeigen, vermehrt beschäftigen. Internationale Studien geben an, dass in den Industrieländern über die Hälfte der 70-Jährigen an rheumatischen Erkrankungen und/oder an Arthrose leiden, jeder zweite an zu hohem Blutdruck, jeder vierte an Herzerkrankungen und jeder fünfte an Diabetes. Es wird geschätzt, dass bei mehr als 80 % der über 60-jährigen Bevölkerung mindestens ein bis zwei chronische Krankheiten vor-kommen. Dazu gehören «alterstypische» Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz, Parkinson, Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im höheren Alter nehmen aber auch sogenannte geriatrische Syndrome zu, z.B. Verwirrtheitszustände, Depressionen, Schwindel, Harninkontinenz oder Hautprobleme.
Ältere Menschen leiden häufig an unterschiedlichen chronischen Krankheiten, die mit mehreren Medikamenten behandelt werden müssen. Bei regelmässiger Einnahme von mehr als fünf Medikamenten spricht man von einer Multimedikation. Ältere Menschen sind durch die häufige Einnahme mehrerer Arznei-mittel und durch ihre ohnehin geschwächte Konstitution besonders anfällig für unerwünschte Arzneimittelwirkungen, auch bekannt als Nebenwirkungen. Durch die Vielzahl von Medikamenten kann es auch zu Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Wirkstoffen kommen. Wirkung, Nebenwirkung und Wechselwirkung (Interaktion) müssen also immer sorgfältig abgewogen werden. Ist ein Medikament für die Behandlung unabdingbar, so wird eine Nebenwirkung oder Interaktion in Kauf genommen, wenn sie noch verträglich und vor allem ungefährlich ist. Etwa 10 % aller Krankenhausaufenthalte in Westeuropa gehen auf das Konto von unerwünschten Arzneimittelwirkungen. In der Gruppe der über 60-Jährigen treten diese 2,5 Mal häufiger auf als bei jüngeren Menschen. Damit wird deutlich, dass gerade auch bei älteren Menschen die Anzahl der Arzneimittel begrenzt werden sollte, um die Therapie wirksam und verträglich zu gestalten.
An erster Stelle sollte immer die Frage stehen: Ist das verordnete Medikament wirklich notwendig bzw. nützlich? Bei der Einnahme unterschiedlicher Arzneimittel gilt es auch immer zu prüfen, ob durch die Wechselwirkungen unerwünschte Nebenwirkungen entstehen könnten. Die Wirkung von Arzneistoffen ist bei älteren und jüngeren Patienten unterschiedlich. Veränderungen von Körperfunktionen, wie sie durch Arzneimittel herbeigeführt werden, z. B. eine Veränderung der Pulsfrequenz, des Blutdruckes oder des Blutzuckerspiegels, führen in der Regel zu einer mehr oder weniger starken Gegen- oder Ausgleichsreaktion des Körpers. Dieser Mechanismus stellt auch einen Schutz vor unerwünschten oder unbeabsichtigt starken Arzneimittelwirkungen dar.
Bei älteren Menschen aber ist immer zu bedenken, dass solche Ausgleichsreaktionen generell eingeschränkt sind, was zu einer schlechteren Verträglichkeit einer Vielzahl von Arzneimitteln führt. Das muss bei der Verschreibung von Medikamenten unbedingt berücksichtigt werden.
`s Heftpflaster im Gespräch mit Rahel Giger, Pflegedienstleitung in den Altersheimen der Gemeinde Neuhausen am Rheinfall.
Das richtige Medikament in der richtigen Form und Dosierung muss zur richtigen Zeit an den richtigen Bewohner abgegeben werden. Und wir müssen darauf achten, dass die Medikamente auch wirklich eingenommen werden.
Wir beobachten zudem, ob nicht ein Zuviel an Medikamenten das Wesen unserer Bewohner verändert. Ist zum Beispiel jemand dauermüde oder im Gegenteil ständig unruhig, kann dies durchaus an der Art oder der Menge der Medikamente liegen. Diese Beobachtungen besprechen wir mit dem Arzt, der dann die entsprechenden Veränderungen in der Verordnung vornehmen kann. Alternativ prüfen auch die Apotheken auf Wunsch die Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten.
Als wir vor rund zwei Jahren diese Möglichkeit erstmals prüften, gab es Ängste beim Pflegepersonal, dass uns etwas weggenommen werden könnte. Diese Befürchtungen haben sich aber nicht bewahrheitet.
Die maschinelle Verblisterung durch die Volksapotheken ist eine echte Erleichterung und die kompakte Form mit den Tagesrationen in den Beuteln überzeugt sehr. Die Blister sind alle fein säuberlich beschriftet, so dass wir jederzeit die Kontrolle haben, welche Medikamente verabreicht werden. Denn die Verantwortung für die korrekte Abgabe liegt am Ende immer noch beim Pflegepersonal.
Bei der Aktivierung achten wir darauf, dass die Sinne angeregt werden. Beim Backen von Guetzli, Zöpfen oder Kuchen geht es einerseits um das Tun, andererseits verbreitet sich aber auch ein wunderbarer Duft des Frischgebackenen im Haus. Einfache Tätigkeiten wie das Schneiden der Früchte für den Fruchtsalat können auch betagte Bewohnerinnen noch ausführen. Wenn wir etwas über die Biografie unserer Bewohner wissen, versuchen wir dies bei der Aktivierung mit einzubeziehen. Eine Frau, die zeitlebens leidenschaftlich gestrickt hat, setzt sich vielleicht gerne in den «Lismikreis», auch wenn sie nicht mehr selber mitmachen kann.
Müssen Sie regelmässig mehrere Medikamente einnehmen? Sprechen Sie mit uns über Ihren persönlichen Blister-Service.