Einnässen kann für die ganze Familie belastend sein. Umso wichtiger ist eine aufbauende Haltung, denn Verunsicherung verstärkt das Problem oft.
Von Enuresis spricht man, wenn das Einnässen nach dem fünften Lebensjahr über einen Zeitraum von drei Monaten mindestens zweimal im Monat und nach dem siebten Lebensjahr einmal im Monat auftritt. Dabei wird zwischen primärer – das Kind war noch nie trocken – und sekundärer – erneutes Einnässen nach über sechs Monaten Enuresis unterschieden.
Das primäre Einnässen im Schlaf – auch primäre Enuresis nocturna genannt – wird meist auf eine geerbte Entwicklungsverzögerung zurückgeführt und ist selten Grund zur Sorge. Dennoch sollten allfällige körperliche Ursachen wie Harnwegsentzündungen, Diabetes oder eine Schilddrüsenüberfunktion durch einen Arzt ausgeschlossen werden. Sekundäres Einnässen im Schlaf oder Einnässen am Tag jedoch – in der Fachsprache Enuresis diurna – kann ein Hinweis auf unbewusste seelische Unruhe des Kindes sein. Oftmals ist eine unerwartete Veränderung in dessen direktem Umfeld Grund für die Verunsicherung. Konkret können dies etwa die Geburt eines Geschwisters, der Verlust eines Familienmitglieds, ein Umzug oder Streitigkeiten sein. Werden diese auslösenden Umstände angegangen, verschwindet in der Regel das Einnässen in der Folge von selbst.
Weil der Umgang mit Einnässen einen grossen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Kindes hat, ist es ratsam, dass Sie das Gespräch mit einem Arzt oder Ihrer Apotheke suchen.
Bei bis zu 40 % der Betroffenen kann eine Urotherapie die primäre Enuresis heilen und bei weiteren 40 % zumindest die Symptome deutlich verringern. Bei der Urotherapie wird sichergestellt, dass das Verständnis für die Gründe des Bettnässens erhöht und das Trink- und Essverhalten angepasst wird. Zudem hilft oft ein Pipi-Tagebuch, also eine sorgfältige Dokumentation des Urinierens, dass die Nächte häufiger trocken bleiben. Verbindet man damit ein Belohnungssystem für trockene Nächte, spornt dies das Kind zusätzlich an.
Sollte die Urotherapie aber nicht ausreichen, gibt es für motivierte Familien die Möglichkeit einer apparativen Verhaltenstherapie, kurz AVT. Bei dieser werden entweder Klingelmatten oder -höschen verwendet, die nachts beim ersten Tropfen durch Klingeln oder Vibrieren das Kind aufwecken. Dadurch lernt es, trocken durchzuschlafen oder bei voller Blase aufzuwachen. Wichtig ist dabei, dass die Eltern zu Beginn ebenfalls geweckt werden und so das Kind unterstützen können.